Was bedeutetet es für ein Mädchen, geboren und aufgezogen zu werden in einem Free Church Pfarrhaus im Herzen des schottischen Aberdeenshire auf der Höhe des Viktorianischen Zeitalters? Sicherlich gibt es fast kein anderes Zeugnis, das nur annähernd vergleichbar ist mit dieser faszinierenden Geschichte von Alice Thiele Smith, neuntem von elf Kindern von Jane Robertson und Dr. William Pirie Smith, dem Free Church Pfarrer von Keig in der Nähe Alfords. Alice wurde 1858 geboren, heiratete 1883 einen jungen Deutschen und lebte von da an in Deutschland. Erst in späten Lebensjahren schrieb sie ihre Erinnerungen für ihre Kinder und Enkelkinder nieder.
Diese Schriften kamen Ende der 90er Jahre in den Besitz von Alices Urenkelin Astrid Hess, die sie in enger Zusammenarbeit mit Dr. Gordon Booth, einem geborenen „Aberdonian“ ins Englische übersetzte. Dr. Booths spezielles Interesse galt schon vorher dem berühmten Bruder der Autorin, William Robertson Smith, Professor für Hebräisch, Universalgelehrter, Ketzer in den Augen seiner Zeitgenossen – jedoch heute als einer der schottischen Pioniere der modernen Bibelkritik und der vergleichenden Religionswissenschaften angesehen.
Alices Geschichte handelt jedoch nicht von der stürmischen Karriere ihres Bruders, sondern vom täglichen Leben, seinen Freuden ebenso als auch von den zahlreichen Schwierigkeiten und trivialen Beschränkungen, vom Aufwachsen eines jungen Mädchens, das in den 1860er und 1870er Jahren auf ein Leben zuhause limitiert war. Wo der Katechismus regierte und Krankheit und Tod ständige Besucher waren. Eine ehrbare Heirat, die zu lebenslanger Häuslichkeit verurteilte, war die einzige legitime Ambition, die den wie Alice überlebenden Töchtern zustand. Wie Alice mit diesen Frustrationen mit Hilfe ihres grossen Bruders zurechtkam ist Teil dieses faszinierenden und aufschlussreichen Buches.