Mit Fug und Recht kann man sagen, dass Robertson Smith von allen seinen Studenten, Kollegen und Freunden sehr geschätzt wurde. Charakterliche Mängel versuchten nur seine Gegner bei ihm festzustellen, dies aber nicht immer nach den Regeln der Fairness. Doch auch Robertson Smith war in der Lage, auszuteilen. Wer indessen mit ihm auf freundschaftlichen Fuss stand, konnte nichts anderes bezeugen, als dass er ein Mann von grossen geistigen Fähigkeiten und Diskussionsfreude war, neugierig und lebhaft, anregend und teilnahmsvoll. Er war jedoch kein Schreibtischtäter. Vielmehr nahm er am Leben teil, so durch seinen Reisen in die arabische Welt und seine vielen gesellschaftlichen Kontakte. Stets war er geistig präsent und nahm mit Eifer auf, was sich ihm an Neuem auftat.
Robertson Smith blieb ledig, und ob er sich jemals zum anderen Geschlecht jenseits familiären oder geselligen Umgangs hingezogen fühlte, ist unbekannt. Seiner Familie fühlte er sich sein Leben lang in Liebe und Pflichten verbunden. Er nahm regen Anteil an der Entwicklung und am Leben aller und sorgte für die jüngeren Geschwister, die er alle für kürzere oder längere Zeit während ihrer Schul- und Ausbildungsjahre unter seine Fittiche nahm. Seine finanziellen Verhältnisse erlaubten ihm, für seine alten Eltern und unverheirateten Schwestern ein Haus in Aberdeen zu kaufen. Nach dem Tod seines jüngsten Bruders Herbert 1887 und seines Vaters 1890 sorgte dafür, dass seine Mutter ein angemessenes Auskommen hatte. Den eigenen Tod vor Augen galt ihr seine grösste Sorge, die wiederum den Verlust eines ihrer Kinder werde ertragen müssen. Seine Schwester Alice, die einen Deutschen geheiratet hatte, erhielt von ihrem Bruder mehr als einmal grosszügige finanzielle Zuwendungen, ohne die die junge Familie nicht ausgekommen wäre. Umgekehrt haben wir es Alice zu verdanken – der einzigen der Smith Kinder, die Nachkommen hatte – dass das Andenken an Robertson Smith auch von den Nachfahren der Familie hochgehalten wird.